„Es gibt nichts Schöneres, als mit der Natur und mit Tieren zu arbeiten!“

Naturland Bauer Hubert Heigl erzählt von der Bedeutung seiner Bio-Schweine, von Kindern im Stall und warum selbst er als Schweinehalter immer seltener Fleisch isst.

September | 2020
Bildrechte: © Hubert Heigl
Immer mehr Menschen wollen sich bewusst ernähren und verzichten deshalb ganz auf Fleisch. Hand aufs Herz: Wie oft steht bei den Heigls zuhause Fleisch auf dem Tisch?

Heigl: Aktuell stehen Zucchini, Tomaten und was der Garten noch so hergibt ganz oben auf dem Speiseplan. Gerne auch kombiniert mit Fleisch, gerne aber auch ohne. Das Ziel heißt: weniger ist mehr – was bei der unbestritten hohen Fleischqualität bei uns zu Hause nicht leichtfällt. Aus „frühkindlicher“ Prägung war ich ja eher ein Freitagsvegetarier, mittlerweile steht Fleisch bei uns aber nur noch zwei bis drei Mal die Woche auf dem Tisch. Außer Haus achte ich noch mehr auf Fleischverzicht, weil es in Restaurants noch viel zu selten Bio-Qualität gibt.

Ihr betreibt in Eurem Familienbetrieb Ackerbau und seid außerdem spezialisiert auf die Haltung von Muttersauen und Ferkeln. Was heißt das konkret?

Heigl: Wir halten 90 Mutterschweine, mit denen wir im Jahr etwa 2.000 Ferkel aufziehen. Die werden mit einem Gewicht von knapp 30 kg an Naturland Partnerbetriebe verkauft, wo sie bis zur Schlachtung weiter gemästet werden. Neben den Ferkeln liefern uns unsere Schweine auch wertvollen Dünger, vor allem Mist, da in unseren Ställen überall mit Stroh eingestreut wird. Der wird dann wieder auf die Felder verteilt. Auf unseren Äckern bauen wir in einer Rotation über 7 Jahre verschiedene Früchte an. Dazu gehören Klee, verschiedene Getreidearten und Erbsen. Ein Teil davon geht in den Futtertrog unserer Schweine, hier schließt sich dann der ökologische Kreislauf. Der andere Teil wird als Brotroggen, Braugerste, Hafer und Dinkel verkauft und kommt z.B. in Form von Brot, Müsli oder Bier zu den Verbaucher:innen.

90 Sauen – wie ist das einzuordnen. Ist das viel?

Heigl: In der konventionellen Schweinehaltung, die voll auf Effizienz getrimmt ist, wäre unsere Betriebsgröße sicher allenfalls eine Form des Nebenerwerbs. In der Ökohaltung dagegen, mit viel Platz, Auslauf ins Freie, Stroheinstreu und viel individueller Betreuung, ist der Arbeitsaufwand sehr viel höher. Entscheidend ist, dass jedes einzelne Tier ausreichend betreut werden kann. Und das ist bei uns der Fall.

Euer Betrieb hat sogar den Tierschutzpreis des bayerischen Umweltministeriums gewonnen. Was tut ihr alles für das Wohl Eurer Tiere?

Heigl: Es gibt bei uns im gesamten Betriebsablauf keine Fixierung der Tiere, wie dies in konventionellen Betrieben die Regel ist. Die Sauen können bei uns ihre Ferkel frei zur Welt bringen und dabei ihr natürliches Verhalten weitgehend ausleben. Anschließend kommen sie mit anderen Sauen in Mutter-Kind-Gruppen zusammen, bis sie schließlich von ihren Ferkeln getrennt werden. Diese Säugephase ist deutlich länger als bei konventioneller Haltung.
Wir bieten große, gut durchlüftete Ställe mit viel Stroh und jederzeit zugänglichem Auslauf. Die Tiere können also Wind, Regen und Sonne spüren. Futter und Wasser in bester Qualität sind selbstverständlich. Als besonderer Service steht eine rotierende Körperbürste zur Verfügung – Schweine-Wellness sozusagen.

Tierwohl steht bei den Heigls an oberster Stelle.
Tierwohl steht bei den Heigls an oberster Stelle.
Woran können die Verbraucher*innen im Laden erkennen, dass ihr Fleisch von Tieren stammt, denen es gut ging?

Heigl: Diese Sicherheit gibt nur Bio, denn ein einheitliches Kennzeichnungssystem wie bei den Eiern gibt es für Fleisch leider nicht. Und am besten zusätzlich nach dem Naturland Zeichen schauen, denn da sind nicht nur die Regeln noch strenger, sondern auch die Kontrollen. So gibt es bei Naturland zum Beispiel zusätzlich zur normalen Öko-Kontrolle auch noch eine spezielle Tierwohlkontrolle.

Du bist seit über 20 Jahren Bio-Bauer. Was gefällt Dir am besten an Deinem Beruf?

Heigl: Es gibt für mich nichts Schöneres, als im Jahresverlauf mit der Natur und mit Tieren arbeiten zu dürfen. Hier spüre ich unmittelbare Schöpfungsverantwortung – die ich, so gut ich kann, wahrnehmen will. Wenn es dabei den Tieren gut geht, die Natur auf den Äckern davon profitiert und zum Schluss auch noch der Bauer mit seiner Familie davon leben kann, bin ich zufrieden.