Der Zufall führte Christine Emter zur Fischzucht. Vor fünf Jahren übernahm die gelernte Steuergehilfin den Naturland zertifizierten Betrieb im 68-Seelen-Dorf Welden in Oberbayern. Eine Bauchentscheidung, die sie bis heute nicht bereut – im Gegenteil.
Lesedauer 3:30 Min
Bio-Bachsaiblinge und Bio-Bachforellen züchtet Christine Emter in Oberbayern.
Das wollte ich auch bei den Fischen“, erzählt die Bayerin. Daher entschied sie sich – genau wie der Vorbesitzer – nach den strengen Richtlinien des Öko-Verband Naturland zu arbeiten. Neben viel Know-how braucht das vor allem auch Zeit.
„Gefüttert wird bei uns mit der Hand. Das ist zwar um einiges aufwändiger, aber so sehe ich sofort, wenn mit den Fischen etwas nicht stimmt.“
In der Öko-Aquakultur wird den Fischen ausreichend Bewegungsfreiheit geboten.
Das bedeutet aber auch mehr Futter, denn ein großer Fisch mit viel Bewegungsfreiheit braucht davon reichlich. Und Bio-Futter ist fast doppelt so teuer wie konventionelles. Ihre Kunden wissen das zu schätzen. Sie beliefert hauptsächlich Bioläden und Restaurants in der Region. „Immer mehr Leute denken um und achten beim Kauf von Fisch auf artgerechte Haltung, Regionalität und Bio-Qualität. Mir ist außerdem wichtig, dass meine Kunden den gesamten Fisch verarbeiten. Nur das Filet – da wird mir zu viel weggeschmissen“, erklärt die Fischzüchterin.
„Fischzucht ist ein Vollzeitjob. Ich bin das ganze Jahr rund um die Uhr beschäftigt.“
Viel Liebe und Zeit steckt Christine Emter in ihre Öko-Fischzucht.
Zweimal am Tag wird gefüttert, hin und wieder müssen die Fische umgesetzt, die Teiche regelmäßig saubergemacht werden. Im Herbst steht zusätzlich Laub harken auf dem Tagesplan, damit die Blätter nicht in die Teiche fallen. Das könnte sonst dazu führen, dass sich Algen rasant vermehren und dem Wasser Sauerstoff entziehen. „Und im Winter kümmere ich mich um die Nachzucht. Eine Aufgabe, die mich über mehrere Monate hinweg beschäftigt“, erzählt Christine Emter. Denn erst im April sind die kleinen Fische soweit, um nach draußen in die Weiher zu können. Die Arbeit ist anstrengend, dennoch würde sie Christine Emter nicht mehr gegen ihren früheren Schreibtisch-Beruf austauschen wollen.
Bilder © Naturland / Sebastian Stiphout
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber bis heute ist Naturland der einzige Öko-Verband in Deutschland mit Vorgaben für Ökologische Fischzucht. Bereits 1996 schuf der Verband entsprechende Richtlinien und leistete damit Pionierarbeit. Seit 2007 gibt es zusätzlich Vorgaben für Nachhaltige Fischerei und einem extra Siegel: Naturland Wildfisch. Weitere Informationen unter: https://www.naturland.de/de/naturland/was-wir-tun/fisch.html
Ein weit verbreitetes Vorurteil. Doch das Gegenteil ist der Fall: Fische sind alles andere als stumm. Sie sind gesellig und kommunikativ. Laut Boris Chagnaud, der die Sprache der Fische an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität erforscht, ist die vokale Kommunikation inzwischen bei mehr als 200 der insgesamt 30.000 bekannten Fischarten belegt. Forscher gehen aber davon aus, dass die Mehrheit der Fische miteinander kommuniziert.
Seit den 1960er-Jahren hat sich der weltweite Fischkonsum pro Kopf um mehr als verdoppelt (2020: 19,8 Kilo pro Kopf). Die traurige Konsequenz: Rund 30% der von der FAO untersuchten Fischbestände gelten als überfischt und etwa 60% als maximal genutzt. Hier gilt für uns in Zukunft: wenig ist mehr.
Fisch liefert viele Nährstoffe und ist eine wichtige Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Kein Wunder also, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für Erwachsene empfiehlt, ein- bis zweimal die Woche Fisch zu essen. Wer Fisch vor allem aufgrund der Omega-3-Fettsäuren isst, kann alternativ auch auf Algen zurückgreifen. Denn es sind gar nicht die Fische, die die Omega-3-Fettsäuren synthetisieren, sondern die Mirkoalgen, die von den Fischen gefressen werden.