2030 Bäume als Botschaft – und für den Klimaschutz
Mehr und mehr Agroforst – das ist die Richtung, die Sebastian Frey für seinen Naturland-zertifizierten Betrieb mit Legehennen- und Rinderhaltung vor einigen Jahren eingeschlagen hat.
Klimawandel und der Erhalt der Artenvielfalt – zwei der ganz großen Themen unserer Zeit. Für die Berufsgruppe der Landwirt:innen mehr als für viele andere auch von existenzieller Bedeutung. Das weiß auch Sebastian Frey. Der studierte Öko-Agrarwirt, der in seiner Arbeit als Landwirt voll aufgeht, will davon leben und gleichzeitig der Natur viel Gutes zurückgeben können.
Deshalb hat er das Prinzip des Agroforsts für sich und den mit seinen Eltern gemeinsam geführten und seit 1992 nach den Richtlinien des Bio-Verbandes Naturland zertifizierten Betrieb im unterfränkischen Monbrunn gewählt. Die ersten Erfahrungen mit dieser Art des Landbaus machte Sebastian auf dem Bio-Betrieb von Sepp Braun in Freising.
„Erst die zunehmende Trockenheit, Ernterückgänge und Futtermangel haben uns deutlich gemacht, dass das, was in Tansania gilt, womöglich auch hier auf uns zukommt: unter solch trockenen Bedingungen, die wir in Zukunft haben werden, müssen Bäume auf die Flächen, um weiter wirtschaften zu können“, erzählt der 34-Jährige. „Selbst, wenn wir die am höchsten gesteckten Klimaziele erreichen, wird die Durchschnittstemperatur auch bei uns ansteigen.“
„Unsere Landwirtschaft müssen wir den neuen Bedingungen anpassen.“
Das erste eigene Agroforstprojekt nahm der gebürtige Franke 2017 in Angriff. Damals pflanzten die Freys in den Hühnerauslauf des Zwei-Generationen-Betriebs verschiedene Hecken und Obstbäume. So erhielten die rund 4.000 Tiere aus drei Hühnermobilen auf dem Gelände eine große Auslauffläche und zeitgleich Schutz vor Greifvögeln.
Doch der Hühnerauslauf war erst der Anfang. Sebastians neuestes Projekt ist größer: Im Mai 2021 pflanzte er mithilfe von Familie und Freunden 2030 Bäume – die Zahl der Agenda 2030 wählte er natürlich ganz bewusst. Denn die Pflanzung der verschiedenen Pappelsorten und Robinien (auf einem Hektar) trägt auf der insgesamt fünf Hektar großen Ackerfläche maßgeblich zum Klimaschutz bei: Die Bäume auf dem Feld, auf dem nach wie vor verschiedenste Feldfrüchte wie Hafer und Kartoffeln angebaut werden, dienen nun als Windfang, sorgen für weniger Bodenerosion und helfen dem Boden, Wasser besser zu speichern.
„Wir wollen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
In etwa zehn bis 15 Jahren werden die Pappeln erstmals geerntet, zu Hackschnitzeln verarbeitet und unter den Hühnermobilställen verteilt. Sie saugen den Hühnerdung auf, werden dann kompostiert und anschließend wieder auf dem Feld ausgebracht: Ein geschlossener Kreislauf – nur ein Teil, der für eine zukunftsträchtige Landwirtschaft unabdingbar ist. „Wir haben verschiedene Landwirt:innen besucht, Erfahrungen über Bäume auf dem Acker gesammelt und Studien gelesen. Letztendlich waren wir erstaunt und ernüchtert, wieviel Arbeitszeit für die Pflege einer solchen Pflanzung in den ersten drei Jahren notwendig ist“, erklärt Sebastians Vater Ulrich Frey: „Die ist es uns aber wert!“ „Wir wollen einen Beitrag zu einer klimaresilienten Landwirtschaft leisten, die auch in der Zukunft eine gute Nahrungsmittelversorgung sicherstellt“, fügt Sebastian hinzu.
„Agroforst muss dringend politisch gefördert und finanziert werden.“
Die Unterstützung der Projekte durch Naturland und Verbraucher:innen sowie Partnerschaften mit Unternehmen ist für die Freys essenziell, da es keine öffentliche Finanzierung gibt. „Aktuell dürfen Landwirt:innen nur auf eigenen Flächen Bäume pflanzen. Knapp 60 Prozent aller landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen in Deutschland sind aber gepachtet. Wenn die Politik nun ihren Verpflichtungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft nachkommt und dabei Agroforst gezielt fördert, werden wir bald wieder mehr Bäume und Artenvielfalt in unserer Kulturlandwirtschaft finden“, hofft der studierte Öko-Agrarwirt.
Denn die große Herausforderung beim Agroforst ist es, die Bäume als Naturschutz-fördernde Maßnahme wirtschaftlich in den Betrieb zu integrieren. Doch so oder so: Die nächste große Pflanz-Aktion ist bei den Freys schon in Planung…