Christoph Erhard ist Landwirt aus Leidenschaft: Seinen Naturland zertifizierten Bussjägerhof betreibt er im Nebenerwerb. So, wie etwa die Hälfte aller deutschen Bauern. Nebenbei heißt dabei allerdings, dass Christoph Erhard trotzdem sehr viel Zeit mit seinem „Hobby“ verbringt. Dass sich das finanziell ausgeht, dafür sorgt allerdings hauptsächlich das von ihm und seiner Frau mit viel Liebe geführte Urlauberparadies, idyllisch gelegen zwischen Staffelsee und Rottenbuch in Oberbayern.
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Für Familie Erhard ist Öko-Landwirtschaft eine Herzensangelegenheit.
„Viele Gäste sind erstaunt, dass man von Landwirtschaft allein nicht leben kann.“
2007 entschied sich der Vier-Generationen-Betrieb, von der Milchviehhaltung auf Rinderzucht umzustellen und mehr Platz für Urlauber zu schaffen. Heute umfasst das Angebot vier Wohnungen, zwei separate Ferienhäuser sowie drei Stellplätze für Wohnmobile. Die Rinderaufzucht betreiben Christoph und Steffi im Nebenerwerb. „Viele Gäste sind erstaunt, dass man von Landwirtschaft allein oftmals nicht leben kann und diese nur quasi als Hobby betreibt“, erzählt Christoph. „Aber bei Nebenerwerbslandwirten fallen jeden Tag viele Aufgaben an. Vor allem der ständige Kontakt zu den Tieren ist unglaublich wichtig.“
„Die großen Gewinne bleiben leider irgendwo auf dem Weg zwischen Erzeuger und Verbraucher hängen."
Seine Frau nickt und ergänzt „Gerade bei den Erwachsenen bemerken wir große Berührungsängste mit den Tieren und wenig Wissen über das, was auf den Teller kommt“, erzählt Steffi Erhard. „Durch die Erlebnisse auf unserem Hof schaffen wir auf schöne und so einfache Weise viel mehr Verständnis für nachhaltige Landwirtschaft und alles, was dazu gehört.“
„Abenteuer und Wellness schließt sich bei uns nicht aus. Umso mehr die Kinder beschäftigt sind, umso entspannter die Eltern.“
Abenteuer für Kinder zu jeder Jahreszeit: Von Ponyreiten bis Schlittschuhfahren.
Nachhaltig sind auch die Ferienerlebnisse auf dem Bussjägerhof: Kinderlachen und freudiges Jauchzen schallt im Sommer vom Biopool. Für große Begeisterung bei den kleinen Gästen sorgen auch die Spielwiese, der Abenteuer-Wald und der Platz in der alten Scheune, der heute unter Denkmalschutz steht.
Der Naturpool am Bussjägerhof sorgt für kühle Erfrischung im Sommer.
Bilder: © Bussjägerhof
Zu einem Urlaub auf dem Bauernhof gehören Tiere einfach mit dazu. Die meisten Agrotourismus-Anbieter halten Tiere - deutschlandweit sind es mehr als 80% aller Höfe. Neben Nutztieren wie Kühe, Schweine, Hühner, Ziegen oder Pferde halten Betriebe mit dem Nebenerwerbszweig „Urlaub auf dem Bauernhof“ oftmals auch Katzen, Hunde oder Kaninchen, die vor allem bei Kindern sehr beliebt sind. Unterschiede zeigen sich in den Regionen: In Bayern, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern finden sich die meisten Unterkünfte bei Höfen, die sich auf Milchvieh- oder und andere Tierhaltung spezialisiert haben. In Rheinland-Pfalz dominieren die Weingüter.
Knapp 300 Naturland Höfe mit einem touristischen Angebot gibt es in Deutschland. Bereits seit 1982 zertifiziert der Verband ökologische Landwirtschaftsbetriebe. Naturland Bäuerinnen und Bauern erfüllen strengere Regeln als die EU-Ökoverordnung vorschreibt: sie halten zum Beispiel weniger Tiere pro Acker- oder Weideland, setzen auf artenreiche Kulturlandschaften und eigene Tierwohlkontrollen und verzichten auf chemisch-synthetische Dünger und Pestizide. Unter naturland.de/urlaub gibt es eine Übersicht aller Urlaubshöfe.
Bauernhöfe sind Lernorte. Schafft er doch für viele Kinder und auch Erwachsene erste Berührung und Erfahrung mit landwirtschaftlichen Betriebe und den Prozessen der Lebensmittelerzeugung. Die Qualifizierung als Erlebnisbauer oder -bäuerin ermöglicht es Landwirten und Landwirtinnen, den Betrieb für unterschiedliche Gruppen zu öffnen. Von Hofführungen bis zu Programmen für Schulklassen: die pädagogisch ausgearbeiteten Angebote sind vielfältig. Ob Streuobst-Pädagog:in oder Kräuterspezialist:in: die Möglichkeiten auf Spezialisierung sind vielfältig.
Knapp jeder zweite landwirtschaftliche Familienbetrieb in Deutschland wird nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet (Stand 2020). Viele Bauernfamilien, deren betriebliche Einkommensgrundlage zu gering ist, stehen vor der Entscheidung, z.B. mit erheblichen Kosten in neue Ställe oder eine bessere Vermarktung zu investieren. Ohne diese Wachstumsschritte ist für viele Familien kein ausreichendes Einkommen mehr zu erwirtschaften. Um nicht komplett aus der Landwirtschaft aussteigen zu müssen,setzen sie ihren Betrieb auf zusätzliche Standbeine. Das reicht von der Gästebeherbergung wie Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung oder der Führung von Schulklassen bis hin zur außerbetrieblichen Tätigkeit in einem anderen Unternehmen.