Zero Waste, saisonal und regional einkaufen, immer mit dem Rad zur Arbeit, Urlaub in den Alpen statt schnell mal in die Anden. Immer mehr Menschen haben Spaß dabei, ihren eigenen Alltag grüner zu machen. Nicht immer eine einfache Sache. Ein Gespräch mit Journalistin und Moderatorin Anna Schunck – bekannt als das Gesicht des Online Magazins Viertel \ Vor – über das „Alles-immer-und-noch-mehr-Zeitalter“, warum einkaufen politisch ist und es voll in Ordnung ist, nicht perfekt zu sein.
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Was hat dich motiviert Viertel \ Vor zu gründen? Gab es ein konkretes Schlüsselerlebnis?
Anna: Das Online Magazin Viertel \ Vor habe ich vor etwa sechs Jahren gemeinsam mit Marcus Werner gegründet. Damals hatten wir das Gefühl unsere Arbeitskraft und Energie für die falsche Sache einzusetzen, für konventionelle Brands und einen Konsum geprägten Lifestyle, für das übliche „höher, schneller, weiter“.
Anna Schunck und Marcus Werner – Gründer des Online Magazin Viertel \ Vor
Du beschäftigst dich ja von Berufswegen her viel mit Nachhaltigkeit. Was machst du konkret, um deinen Alltag grüner zu gestalten?
Anna: Ich bin neugierig, informiere mich und schärfe mein Bewusstsein – auch privat. Aktuell wird medial ja häufig nach dem einen Geheimrezept für einen nachhaltigen Lebensstil gesucht. Das finde ich ähnlich schwierig, wie früher Artikel über die Suche nach der perfekten Diät. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Sachen Nachhaltigkeit viel weiterkommen, wenn wir erstmal lernen, auf uns selbst zu hören. Auf unsere Intuition, unsere Natur. Dann können wir ganz unaufgeregt und direkt unseren eigenen Weg gehen.
Was ist denn deine größte Motivation, um nachhaltig zu handeln?
Das politische Statement beim Einkauf von bio und fairen Lebensmittel ist Anna wichtig.
Inzwischen ist meine Motivation viel politischer geworden: Als ich anfing mich mehr mit Nachhaltigkeitsthemen auseinander zu setzen, dachte ich, dass der Hebel, den wir allein mit unserem Konsumverhalten umlegen können, größer sei. Inzwischen weiß ich, dass es nicht nur das Engagement eines jeden Einzelnen braucht, sondern vor allem politisch-systemische Veränderungen. Und dass wir diese dann auch mehr von den Politiker:innen fordern sollten, anstatt dass diese die Veränderung weiterhin alleine von uns erwarten.
Im Magazin N geht es ja um den Zusammenhang zwischen ökologischer Landwirtschaft, bewusster Ernährung und einem nachhaltigen Lebensstil. Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich bei Lebensmitteln und Ernährung?
Anna: Nachhaltigkeit spielt gerade in diesem Bereich eine super wichtige Rolle. Ich selbst achte beim Einkauf auf bio und fair. Am allerwichtigsten ist mir dabei das politische Statement – für eine Agrarwende, für den ökologischen Landbau und für faire Handelspartnerschaften. Er ist sicher nicht der einzige, aber unser Kassenbon ist durchaus auch ein Stimmzettel: für ein „Weiter so“ oder eben für eine zukunftsfähige Land- und Lebensmittelwirtschaft. Und wo wir’s vorhin vom „auf sich selbst hören hatten“: Natürlich bin ich auch überzeugt davon, dass mir vernünftig und vor allem natürlich angebaute Lebensmitteln guttun.
Bildrechte: ©Marcus Werner, ©Sarah Chahrrour und ©Naturland